Anfang Juni befindet sich der Kryptomarkt in einem verletzlichen Gleichgewicht – unterstützt durch positive politische Signale, gleichzeitig aber durch die straffere Liquidität eingeschränkt. Trotz anhaltender Disinflation und steigender Erwartungen hinsichtlich Zinssenkungen der Fed stehen hochriskante Anlagen unter kurzfristigem Druck. In dieser Woche analysiert Chloe (@ChloeTalk1) von HTX Research die sich verändernde makroökonomische Liquiditätslandschaft und Marktstruktur und beleuchtet die Quellen der Resilienz von Bitcoin sowie die potenziellen systemischen Risiken für Altcoins.
Globale Märkte reagieren auf zunehmende geopolitische Spannungen
Letzte Woche kündigte Präsident Trump an, die Zölle auf importierten Stahl und Aluminium von 25 % auf 50 % zu erhöhen und diese auch auf kritische Rohstoffe auszuweiten. Die Europäische Union gab sofort Warnungen vor Vergeltungsmaßnahmen aus. In der Zwischenzeit führte die Ukraine einen umfassenden Drohnenangriff auf russische Luftwaffenbasen durch und eskalierte damit den Konflikt mit Russland erheblich.
Angesichts des steigenden geopolitischen Risikos stieg die Nachfrage nach sicheren Anlagen sprunghaft an, was zu einem signifikanten Anstieg der Goldpreise führte. Trotz der Entscheidung von OPEC+, die Ölproduktion ab Juli um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen, setzte sich der Aufwärtstrend der Ölpreise fort, angetrieben durch Versorgungsängste und regionale Instabilitäten.
Kerninflation kühlt sich ab, was Raum für potenzielle Dovishness der Fed schafft
Die April-Daten des PCE zeigten eine fortgesetzte Abkühlung der Inflation, wobei der Kern-PCE-Index auf 2,5 % im Jahresvergleich sank. Dies stellt den niedrigsten Wert seit 2021 dar und deutet darauf hin, dass die Inflation dem langfristigen Ziel der Federal Reserve näherkommt. Gleichzeitig verlangsamte sich das Wachstum des realen persönlichen Konsums von 0,7 % im März auf nur 0,1 % im April, was auf eine schwächelnde inländische Nachfrage hinweist und das Narrativ eines „sanften Abgleitens“ stützt. Während der Fed-Gouverneur Christopher Waller das Potenzial von Zöllen für einen vorübergehenden Anstieg der Preise anerkennt, bekräftigte er, dass eine Zinssenkung später in diesem Jahr eine realistische Möglichkeit bleibt. Der Markt erwartet nun weitgehend, dass die erste Zinssenkung im September erfolgt.
Anleihemarkt schlägt Alarm, während Renditen kritische Niveaus erreichen
Trotz der jüngsten dovishen Inflationsdaten haben die US-Staatsanleihen eine signifikante Steigerung der Renditen erfahren. Die Rendite 30-jähriger Anleihen ist auf 5 % gestiegen, was nahe ihrem Höchststand von 2023 liegt, während die 10-jährigen Renditen auf 4,6 % näheren. Dieser Anstieg wird hauptsächlich durch mehrere Faktoren verursacht: fiskalische Bedenken im Zusammenhang mit einem vorgeschlagenen Steuersenkungspaket des Kongresses und Druck von den ausländischen Anleihemärkten – insbesondere eine Verkaufswelle bei japanischen Staatsanleihen. Diese starke Kapitalaufnahme durch Staatsanleihen übt folglich Druck auf die Bewertungen risikobehafteter Anlagen aus, einschließlich Bitcoin und anderer hochriskanter digitaler Vermögenswerte.
BTC stabil, Altcoins gefährdet
Bitcoin navigiert derzeit in einem komplexen Umfeld, das durch eine Wechselwirkung zwischen unterstützenden politischen Entwicklungen und strafferen Liquiditätsbedingungen gekennzeichnet ist. Positiv ist, dass der Fortschritt bei der Regulierung – wie Rahmenbedingungen für Stablecoins, Token-Gesetzgebung und Steuerbefreiungen – sowie institutionelle BTC-Käufe weiterhin starken langfristigen Support bieten. Allerdings führen steigende US-Staatsanleiherenditen sowie die Auffüllung des Treasury General Accounts (TGA) zu einem Liquiditätsentzug, der die unmittelbare Aufwärtsdynamik von BTC einschränkt und ihren Preis in einem bestimmten Rahmen hält.
On-Chain-Daten zeigen, dass etwa 89 % der kurzfristigen Halter nach wie vor im Gewinn sind, was historischen Höchstständen nahekommt und auf ein Risiko von Gewinnmitnahmen hinweist. Gleichzeitig bleiben etwa 70 % der langfristigen Halter profitabel, was auf eine insgesamt strukturelle Resilienz hindeutet. Der MVRV Z-Score ist auf etwa +1,6 gestiegen, was auf eine optimistische, aber noch nicht überhitzte Marktentwicklung hinweist. Im Derivatemarkt bleibt das offene Interesse an Bitcoin-Futures über 23 Milliarden Dollar erhöht, was auf eine hohe Hebelwirkung hinweist. Zudem deuten positive Funding-Raten an großen Börsen und eine zunehmende Asymmetrie im Optionsmarkt auf eine wachsende Nachfrage nach Abwärtsabsicherung hin.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass während Bitcoin in einer mittelfristig bullishen Struktur verbleibt, die hohe Konzentration an kurzfristigen Gewinnen und die erhöhten Hebelwirkungen darauf hindeuten, dass die Volatilität auf kurze Sicht zunehmen könnte. Die nächste Richtung des Marktes wird voraussichtlich von klareren makroökonomischen Signalen abhängen. Was Altcoins betrifft, so könnte ihre höhere Volatilität und der Mangel an strukturellem Support sie anfälliger für breitere Marktkorrekturen im Vergleich zu wesentlichen Krypto-Vermögenswerten machen.
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