In diesem Artikel analysieren wir Trumps neue aggressive Zollpolitik und die unterschiedlichen Ansichten von Analysten über den aktuellen ökonomischen Zustand. Manipuliert China den Yuan nach unten, um Exporte zu steigern, oder beeinflusst die USA den Dollar nach oben, indem sie gegen jeden Diktator vorgeht, der sich vom Dollar abwenden möchte? Werden Trumps Zölle das Handelsdefizit der USA reduzieren und somit Kapitalabflüsse aus den USA verursachen, was den Status des US-Dollars als globale Reservewährung gefährden könnte, oder haben ausländische Investoren ohnehin Interesse an Investitionen in den USA? Wir kommen zu dem Schluss, dass der globale Handel komplizierter ist, als man denkt, und dass mehrere scheinbar gegensätzliche Kräfte gleichzeitig zu Amerikas Handelsdefizit beitragen.

Überblick über Trumps Zollpolitik

Der Präsident der Vereinigten Staaten hat den globalen Handel mit einer radikalen und aggressiven Zollpolitik auf den Kopf gestellt. Über die möglichen geopolitischen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Politik besteht eine große Unsicherheit und Diskussion, wobei unterschiedliche Lager diametral entgegengesetzte Ansichten vertreten.

Bevor wir darauf eingehen, möchten wir betonen, dass wir an freie Märkte und globalen Handel glauben. Handel ist größtenteils freiwillig und findet nur statt, wenn beide Seiten davon profitieren. Daher ist Handel kein Nullsummenspiel. Es gibt viele legitime Gründe für anhaltende Handelsungleichgewichte zwischen Nationen. Aus unserer Sicht sind alle Zölle schlecht, und auch alle reziproken Zölle sind schädlich. Infolgedessen wird das globale Wachstum und die Produktivität durch diese Zölle leiden. Dennoch gibt es massive Meinungsverschiedenheiten darüber, wie internationale Handelsungleichgewichte funktionieren, was sie verursacht und welche Auswirkungen die Zölle auf den Kapitalfluss haben könnten.

Trumps Perspektive

Aus Trumps Sicht wurde Amerika über Jahrzehnte von seinen Handelspartnern über den Tisch gezogen, und die enormen Handelsdefizite sind der Beweis dafür. Diese Defizite seien das Ergebnis der protektionistischen Politik von Amerikas größten Handelspartnern wie China, der Europäischen Union und Japan. Die von Trump verwendete Formel zur Berechnung der „reziproken Zölle“ zeigt, dass er der Meinung ist, es gebe keinen legitimen Grund für ein dauerhaftes Handelsdefizit – es sei alles auf Protektionismus zurückzuführen.

Trumps Auffassung nach umfassen diese protektionistischen Politiken:

  1. Zölle
  2. Vorschriften, die inländische Produzenten begünstigen
  3. Länder wie China, Deutschland und Japan, die ihre Währungen im Verhältnis zum US-Dollar unter Wert manipulieren.

Diese Politiken haben die amerikanische Produktionsbasis geschwächt, was zu einem herausfordernden wirtschaftlichen Klima für die amerikanischen Arbeiter, die einen großen Teil von Trumps politischer Basis ausmachen, geführt hat. Indem er endlich das Spielfeld nivelliert, wie er es im Wahlkampf versprach, wird der amerikanische Verbraucher mehr einheimische Produkte kaufen, was zu einem Aufschwung in der amerikanischen Produktion und einer Belebung der amerikanischen Wirtschaft führen wird.

Die Sicht des Petrodollars

Viele meinen, dass Trumps Ansichten über den Handel darauf hindeuten, dass er die Ökonomie nicht versteht. Tatsächlich profitieren die Amerikaner von dem Handelsdefizit. Sie konsumieren die Waren, die von hart arbeitenden, niedrig bezahlten Asiaten in Ländern wie China, Japan, Indien und anderen gefertigt werden. Auch von den niedrigen Ölpreisen, die durch die Ölproduktion im Nahen Osten bedingt sind, profitieren sie. Amerika hat es geschafft, die Handelsüberschussländer dazu zu bringen, in die USA zu investieren und so den Dollar stark zu halten – was dieses vorteilhafte Zustand für Amerika am Laufen hält. Es ist erwähnenswert, dass Amerika keine Golddeckung hat; das Handelsdefizit führt also nicht zum Verlust von Goldreserven.

Dieser Zustand ist jedoch nicht nachhaltig, denn die Handelsdefizite sammeln sich über die Zeit an. Der einzige Grund, warum das so lange funktioniert hat, ist, dass der Dollar die globale Reservewährung ist. Wenn Länder Waren in die USA exportieren, investieren sie die Erlöse in den Dollar, um dieses Ponzi-System am Laufen zu halten. Irgendwann werden die angesammelten Ungleichgewichte so groß sein, dass alles auseinanderfällt, und die Amerikaner werden in realen Werten viel ärmer sein.

Die Vereinigten Staaten haben verschiedene Politiken verfolgt, um den Dollar als globale Reservewährung zu stützen. Unter anderem wurden folgende aggressive Maßnahmen ergriffen:

  • Der libysche Führer Muammar Gaddafi wurde beseitigt, weil er große Mengen Gold hielt und Öl in Gold verkaufen wollte, was den Status des Dollar als Reservewährung untergraben hätte.
  • Der irakische Präsident Saddam Hussein beschloss 2000, Öl nicht mehr in Dollar, sondern in Euro zu verkaufen. Dies wird als eines der Hauptmotive für die US-Invasion im Irak angesehen.
  • Auch andere Öl exportierende Länder wie die VAE und Saudi-Arabien wissen, dass sie ihr Öl in Dollar verkaufen müssen, um dem Zorn der CIA und anderer militärischer Stellen zu entgehen.

Diese Sichtweise ist diametral entgegengesetzt zu Trumps Meinung über globalen Handel.

Die Perspektive des Kapitalflusses

Eine andere Sichtweise auf Handelsungleichgewichte wird selten geäußert, hat jedoch erhebliche Berechtigung, neben der Petrodollartheorie. Grundlegend gilt: Die Zahlungsbilanz muss immer ausgeglichen sein. Für jeden Käufer des Dollars muss es einen Verkäufer geben. Hat ein Land ein Handelsdefizit, muss es ein entsprechendes Plus in seiner Kapitalbilanz haben. Aber was treibt die jeweiligen Bewegungen an? Es könnte sein, dass fleißige chinesische Arbeiter hochwertige Produkte herstellen, die Amerikaner wirklich möchten, was zu einem Handelsdefizit führt. Umgekehrt könnte es sein, dass chinesische Investoren Interesse an den USA haben – dieses Überangebot an Kapital könnte dann ein Handelsdefizit mit China zur Folge haben.

Die Argumentation hier ist optimistischer gegenüber den USA als die Petrodollartheorie. Amerika hat die besten Unternehmen, die sich mehr auf Gewinn und Rendite konzentrieren als andere Länder. Sie ziehen die besten Talente an, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen starken Schutz für Investoren bieten. Die Behauptung, dass asiatische Exporteure ihre Währungen absichtlich unterbewerten, ist daher falsch; vielmehr sind sie bestrebt, ihre Währungen zu stärken und Kapitalflucht zu verhindern.

Fazit

Die Realität ist, dass die globale Wirtschaft kompliziert ist. Es gibt Gültigkeit für die Petrodollartheorie, und das Handelsdefizit treibt auch einen Kapitalüberschuss. Beide Faktoren wirken in beide Richtungen und sollten von Analysten nicht ignoriert werden. Es gibt in gewissem Maße auch Wahrheit in Trumps Sichtweise auf den Handel, jedoch glauben viele Analysten, dass seine Ansichten größtenteils ungültig sind. Zölle sind eine Steuer auf die Amerikaner und schwächen die US-Wirtschaft.

Letztlich könnte er die Wirtschaft absichtlich schädigen, um Investoren in Treasuries zu treiben und die Zinsen zu senken. Dies ist zwar möglich, könnte aber die einfachere Erklärung sein: Trump liebt Zölle.

Quelle: BitMex Blog